Ein Franken sind 14 Peseten (Un Franco, 14 Pesetas)
2006
Zu Beginn der 1960er-Jahre beschliessen die beiden Freunde Martín und Marcos, ihr Glück in der Schweiz zu versuchen. Sie lassen ihre Familien in Madrid zurück und landen im sankt-gallischen Uzwil, wo sie einen Job finden und sich trotz Sprachschwierigkeiten bald schon bestens eingelebt haben. Als Martins Frau Pilar plötzlich auftaucht, ist es aus mit dem unbeschwerten Quasi-Junggesellenleben.
Carlos Iglesias erzählt in seinem Spielfilmerstling «Ein Franken sind 14 Peseten» die Geschichte seines Vaters, der als Migrant in die Schweiz kam. Ohne schönfärberisch zu sein, gelingt ihm eine anrührende und hochaktuelle Komödie, die vom menschlichen Umgang mit Zuwanderern erzählt.
Madrid 1960. Die spanische Bevölkerung leidet unter dem Franco-Regime. Der Alltag vieler ist geprägt von Repression, Arbeitslosigkeit und Armut. Auch die Freunde Martín (Carlos Iglesias) und Marcos (Javier Gutiérrez) bringen sich und ihre Familie kaum über die Runden, obwohl sie qualifizierte Fabrikarbeiter sind.
Martín wohnt mit seiner Frau Pilar (Nieve de Medina) und seinem kleinen Sohn Pablito (Iván Martín) in einer schäbigen kleinen Kellerwohnung. Die Männer beschliessen, es ihren Landsleuten gleichzutun, die zu der Zeit in grosser Zahl im Ausland ihr Glück versuchen. Das Traumziel der beiden ist die Schweiz, das Synonym für Freiheit und Wohlstand schlechthin.
Nur mit einem Touristenvisum ausgerüstet machen sie sich auf den Weg und kommen nach einer langen, strapaziösen Zugfahrt im eidgenössischen «Paradies» an. Sie landen im sankt-gallischen Uzwil, wo sie dank ihrer Fähigkeiten bald schon einen Job in einer kleinen Fabrik bekommen, obwohl sie keine Aufenthaltsgenehmigung haben und sich kaum verständigen können.
In der Pension oberhalb des Wirtshauses beziehen sie zwei Zimmer. Von den Wirtsleuten und den Dorfbewohnern werden sie herzlich willkommen geheissen. Trotz der grossen Unterschiede in Mentalität und Temperament und der ungewohnt kalten Temperaturen fällt es den beiden Spaniern nicht allzu schwer, sich einzuleben - vor allem auch dank der unkomplizierten Art der Schweizer Frauen.
Die hübsche Serviertochter Hannah (Isabel Blanco) wirft schon bald ein Auge auf Martín, der sich fern von seiner Familie an ein unkompliziertes «Junggesellen»-Leben zu gewöhnen beginnt.
Doch dann taucht eines Tages Pilar mit Pablito in Uzwil auf, und Martín muss sich schneller, als ihm lieb ist, wieder als verantwortungsbewusster Familienvater benehmen.Der Regie- und Drehbucherstling des spanischen Schauspielers Carlos Iglesias ist stark autobiografisch geprägt: Sein Vater wanderte 1960 von Spanien in die Schweiz aus und verbrachte hier gemäss Iglesias seine glücklichste Zeit.
Der kleine Carlos und seine Mutter reisten dem Vater einige Zeit später nach, aus der Kellerwohnung in Madrid «an einen wunderbaren Ort mit Flüssen, Wäldern, wo man im Sommer Fahrrad und im Winter Schlitten fahren konnte». Iglesias' Begeisterung für die Schweiz ist dem Film anzusehen und macht einen Grossteil des märchenhaften Charmes der Einwanderer-Komödie aus. Und doch rutscht der Film nie ins Klischierte und Kitschige ab, da der Hintergrund der Geschichte stets im oft schwierigen Alltag der Migranten verankert bleibt.
«Ein Franken sind 14 Peseten» ist denn auch ein Aufruf zu mehr Toleranz und Akzeptanz gegenüber Fremden in der heutigen Zeit, in der Flüchtlinge aus anderen Ländern in die Schweiz kommen, während die Nachfahren der spanischen und italienischen Migranten der 1960er-Jahre längst assimiliert sind und in der zweiten und dritten Generation hier leben.
Carlos Iglesias, der in seiner Heimat in gegen 30 Kino- und Fernsehproduktionen aufgetreten ist, war 2007 für «Ein Franken sind 14 Peseten» für einen Goya als bester neuer Regisseur nominiert.
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